Walter Faber
Walter Faber wurde am 29. April 1907 geboren. Von 1933 bis
1935 war er Assistent an der ETH Zürich und arbeitete an einer Dissertation
über den Maxwellschen Dämon, brach sie jedoch ab. An der ETH lernte er Hanna
Landsberg kennen, 1935 planten die beiden die Heirat, 1936 kam es zur Trennung.
Faber zog nach Bagdad, wo er als Ingenieur bei der Escher Wyss AG arbeitete.
Seit 1946 lebt er in New York. Für die UNESCO leitet er den Bau von technischen
Anlagen in aller Welt.
Fabers Selbstbild ist das eines Rationalisten: „Ich glaube
nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt, mit den Formeln
der Wahrscheinlichkeit zu rechnen. […] Ich brauche, um das Unwahrscheinliche
als Erfahrungstatsache gelten zu lassen, keinerlei Mystik; Mathematik genügt
mir.“ Sein Verhältnis zum Leben und zur Natur ist durch Entfremdung
gekennzeichnet. Im Verlauf des Romans wird sein von der Technik geprägtes
Weltbild immer mehr erschüttert, und es dringen andere, noch unentfremdete
Seiten seiner Persönlichkeit an die Oberfläche. Faber entspricht dem Typus
eines modernen Stadtbewohners, der – beruflich immerfort auf Reisen – wurzel-
und bindungslos geworden ist. Faber selbst gibt an: „Alleinsein ist der einzigmögliche
Zustand für mich.“ Doch obwohl Faber ständig bemüht ist, sich von anderen
Menschen abzugrenzen, reagiert gerade er in besonderem Maße auf seine Umwelt.
Seine Abhängigkeit von anderen Menschen zeigt sich besonders in der Beziehung
zu Hanna, von der sich Faber selbst nach über 20 Jahren nicht emotional hat
lösen können.
Hanna Piper
Hanna (eigentlich Johanna) wuchs unter ihrem Geburtsnamen Landsberg in München-Schwabing auf. Sie studierte Kunstgeschichte in Zürich, etwa von 1931 bis 1935. Dort lernte sie Walter Faber kennen, wurde von ihm schwanger und trennte sich wieder von ihm. 1937 heiratete sie Joachim Hencke und brachte kurz darauf ihre Tochter Elisabeth zur Welt. 1938 trennte sie sich von Joachim und ging nach Paris, wo sie bis 1940 mit einem bekannten Schriftsteller zusammenlebte. Vor dem deutschen Einmarsch in Frankreich und der ihr als „Halbjüdin“ drohenden Verfolgung floh sie 1941 nach London, arbeitete bei der BBC, wurde englische Staatsbürgerin und heiratete den deutschen Kommunisten Piper. 1953 ließ sie sich wieder scheiden und arbeitete seitdem als selbstständige Archäologin in Athen.
Hanna ist sehr emanzipiert und entspricht nicht dem
Stereotyp von Fabers Frauenbild. Ihre von Faber als „Backfischphilosophie“
herabgewürdigte Weltanschauung bildet eine feministische Gegenposition zu
Fabers reaktionärem Frauenbild. In ihrer Kritik an der patriarchischen Religion
sowie der Tendenz des Mannes, die Frau als Geheimnis zu betrachten, greift sie
Thesen aus Simone de Beauvoirs zur Entstehungszeit des Romans sehr aktuellem
Werk Das andere Geschlecht auf. Hanna ist selbstständig, unabhängig von Männern
und geht vollkommen in ihrer Rolle als alleinerziehende Mutter auf. An der
Erziehung ihrer Tochter lässt sie keinen Mann teilhaben, ihrem damaligen
Ehemann Joachim verweigerte sie ein gemeinsames Kind, was zu ihrer Trennung
führte. Ihre Äußerung, es könne „das Leben einer Frau, die vom Mann verstanden
werden will, nicht anders als verpfuscht sein“, lässt ihre Lebensentscheidung
als Antwort auf die Beziehung zu Faber erscheinen: eine Resignation, die zum
Abbruch der Kommunikation zwischen den Geschlechtern führte und zu einer rein
matriarchalen Lebensführung. Laut Iris Block wird ihre Lebensweise damit zum
Gegenklischee zu Fabers klischeehafter Sicht auf Frauen.
Die Sicht auf Hanna in der Sekundärliteratur nimmt ein
weites Spektrum ein. So sah etwa Gerhard Kaiser Hanna als Anklägerin des Homo
fabers, die jedoch nicht Richterin sein könne, weil ihr eigener Lebensentwurf
„nicht weniger problematisch sei“. Ihr „Mutteregoismus und ihre
technikfeindliche Weltanschauung“ beruhten „auf einem überdeckten Minderwertigkeitskomplex“,
aus dem heraus sie „nicht wirklich Frau, sondern nur ressentimentgeladener
Anti-Mann“ werde. Ganz anders werteten Mona und Gerhard P. Knapp, für die
Hannas Lebensentwurf den Gegenpol zu Fabers gescheitertem Dasein bildet, da sie
„durchgängig eine erfüllte, erlebnisfähige Existenz“ lebe: „Ihre Autonomie und
Integrität stehen außer Zweifel. Im Gegensatz zu Faber, dessen Weltbild sich
als falsch und brüchig erweist, wird ihre Haltung an keiner Stelle des Textes
widerlegt.“
Elisabeth Piper
Elisabeth Piper ist die Tochter von Hanna Piper und Walter
Faber, hält allerdings selbst Joachim Hencke für ihren Vater. Sie wurde 1937
geboren, zog mit ihrer Mutter nach Paris, London und Athen. 1956 studierte sie
mit einem Stipendium an der Yale University in den USA. Auf ihrer Rückreise
nach Athen trifft sie Walter Faber.
In der Schilderung Fabers wird Sabeth zur personifizierten
Jugendlichkeit, zum Typus eines jungen Mädchens. Ihre hervorstechende
Eigenschaft ist die jugendliche Spontaneität und Erlebnisfähigkeit.
Gleichzeitig hat sie keine stark ausgebildete Persönlichkeit, ist selbständig,
aber unreif. Sabeths Offenheit für Eindrücke erstreckt sich von der
Vergangenheit (ihre Begeisterung für Kunst) über die Gegenwart (das aus ihrer
Sicht zeitlich begrenzte Liebesabenteuer mit Faber) bis zur Zukunft, für die
sie noch keine Pläne hat, auf die sie sich jedoch schlicht und einfach freut.
Sie ist gleichermaßen geprägt durch ihre Mutter, die ihr das Kunstverständnis
vermittelt hat, wie sie auch Fabers technische Erklärungen mühelos begreift.
Daher nimmt sie eine Vermittler-Rolle zwischen ihren Eltern ein, steht für den
ganzen Menschen, der die Spaltung ihrer Eltern überwindet. Für Klaus
Müller-Salget lassen bereits die Namen, mit denen beide das Mädchen belegen –
Faber nennt sie „Sabeth“, Hanna „Elsbeth“ – erkennen, dass beide Elternteile
nur einen verkürzten Teil ihrer Persönlichkeit wahrnehmen, der erst im Namen
„Elisabeth“ seine ganzheitliche Entsprechung findet.
Hey Paul, deine Auflistung der Hauptfiguren gefällt mir sehr gut. Sie ist sehr übersichtlich und enthält die wichtigsten Informationen auf einen Blick. Das Layout, also das Verhältnis von Text und Bild, stimmt und passt sehr gut!
AntwortenLöschenSo scheint es mir ebenfalls
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